Ukraine-Russland: Politiker aus Südafrika, Israel, Türkei und der Vatikan bieten Mediation und stille Diplomatie an
Die derzeitige Krise braucht mehr als je zuvor besonnene Akteure, die ihre Beziehungen zu den Konfliktparteien nutzen, die Interessen und Bedürfnisse hinter den Positionen sehen. Es erscheint angesichts des Ausmaßes der Gewalt, der Drohungen und der bedrückenden Lage wenig aussichtsreich, aber es muss ein gangbarer Weg aus dem Konflikt heraus gefunden werden. Gangbar heißt - für beide Seiten annehmbar. In Konflikten geht es neben dem Verhalten von Einzelpersonen um tiefere, strukturelle Probleme, für die Lösungen hermüssen.
Der Konflikt ist bereits sehr hoch eskaliert, was am hohen Tempo, dem hohen Gewaltniveau und der Bildung von Allianzen zu erkennen ist. Aber nur, wenn tiefe Konfliktwurzeln, die weit zurückreichen, berücksichtigt werden, können neue Lösungen zur Erfüllung aller Interessen gefunden werden.
Dies ist nötig, um eine lang anhaltende Lösung zu finden, die es den Konfliktparteien ermöglicht, wieder in die Zukunft ihrer Wirtschaften und Gesellschaften zu investieren, wofür es eine Garantie an Sicherheit, Freiheit und Identität auf lange Zeit geben muss.
Hierfür benötigt es auch eine genügend große Anzahl von ExpertInnen, die bei ihren Beratungen, Analysen und Entscheidungen mit genügend Distanz zum Geschehen vorgehen, um eine allparteiliche Sicht zu behalten. Diese Sicht erscheint manchen unverständlich, da eindeutig ist, wer Opfer und wer Angreifer ist.
Sanktionen sind ebenfalls sehr wichtig, um dem Konflikt Energie zu entziehen und um das Tempo der gewaltsamen Handlungen zu verlangsamen, aber nur die mediative Grundhaltung mit ihrem Weitblick kann zu Lösungen wie der Europäischen Union führen, die den damaligen Aggressor Deutschland in die europäische Familie zurückgeholt und ganz neue Regeln und Visionen für das Zusammenleben in Europa geschaffen hat.
Hier eine Übersicht über fünf Mediations-Angebote und -aufrufe der vergangenen Wochen:
Besonders Südafrikas Vize-Außenministerin Mashego-Dlamini und Premierminister Ramaphosa rufen wiederholt die Konfliktparteien zu Dialog auf, zuletzt heute, am 3. März.
Israels Premierminister Bennett hatte am Sonntag, 27. Februar, Mediation angeboten - in Israel gibt es u.a. eine große Zahl von Menschen, die Wurzeln in der Ukraine oder in Russland haben.
Am Samstag hatte die Türkei ebenfalls Mediation angeboten und zu Dialog aufgerufen.
Auch aus dem Vatikan kam Montag ein weiteres Vermittlungsangebot eines Top-Diplomaten des Papst Franziskus.
In England fragt der Guardian in zwei Artikeln im vergangenen Monat, ob nicht Mediation nötig sei und mehr erreichen könne, da die zwei Nachbarländer nach Ende der Auseinandersetzungen auch wieder nebeneinander und teils miteinander leben müssen.
Foreign Policy analysierte Anfang Februar, weshalb eine Form der Mediation nicht funktioniert hat, die ihre Analyse auf die Beziehungen Ukraine-Russland einengt - es sei nötig, auch die Beziehungen Russlands mit den westlichen Ländern (Europas sowie USA) und deren ungeklärte Konflikte zu berücksichtigen.